Wo sind Frauen in Baden sichtbar?

Marianne Heinisch Denkmal in Baden bei Wien

Fasten (ab Aschermittwoch…) bedeutet freiwilliges verzichten.

Frauen „verzichten“ aber unfreiwillig seit 100 Jahren zum Beispiel auf ihre Präsenz im öffentlichen Raum. So auch in Baden.

1 Denkmal

Marianne Heinisch Denkmal in Baden bei WienEs gibt kaum Denkmäler – Ausnahme: Marianne Hainisch im Bahnhofspark.

Marianne Hainisch (geb. Perger, 1839-1936) war Begründerin und Führerin der österreichischen Frauenbewegung. 1870 forderte sie die Errichtung von Realgymnasien für Mädchen und die Zulassung von Frauen zum Hochschulstudium. Sie gründete aus privaten Mitteln ein Lyzeum, das 1891 Öffentlichkeitsrecht erhielt. 1892 wurde das erste Gymnasium für Mädchen im deutschsprachigen Raum in der Rahlgasse in Wien errichtet (Gedenktafel).

13 Straßennamen

Von rund 200 Namen von Straßen, Gassen und Plätzen der Kurstadt Baden bei Wien entfielen im Jahr 1960 nur 12 auf Frauen. Wobei nach Abzug der nach Heiligen benannten (Helene, Anna) nur 10 verbleiben. Eine der nach 1960 nach einer Frau benannten Straßen ist die Marika Rökk-Straße.
Das heißt natürlich nicht, dass alle anderen nach Männern benannt sind (Bergsteiggasse, Dammgasse, Wienerstraße…). Aber …
Frauen, nach denen Straßen benannt wurden, sind vor allem jene, die Gutes für Baden getan haben, d.h. finanziell der Stadt „geholfen“ haben (v.a. Gesundheit und Bildung):

  • Adolfine Malcher (1858-1946) war Gründerin der Frauenberufsschulen und der Mütter- und Säuglingsheimes in Baden, Präsidentin der „Gesellschaft für erweiterte Frauenbildung“. Verdienste um Entwicklung der Mädchen-Mittelschule, erst Lyzeum, dann „Bundes-Real- und Obergymnasium für Mädchen“.
  • Theresia Göschl (1813 – 1887), besondere Wohltäterin der Stadt (Kommunalspital, Renovierung Dreifaltigkeitssäule, Testament zu Gunsten der Stadt.
    1883 Ehrenbürgerin (1887 Ehrentafel in Gedenkhalle des Kurhauses)
  • Erzherzogin Hildegard (1825-1864), Gemahlin des Feldmarschalls Erzherzog Albrecht; gründete Spital für arme skropulöse Kinder
    > Hildegardbrücke beim Esplanade
  • Maria Carolina (1825-1915), Tochter Erzherzogs Karl und Erzherzogin Henriette. Sie war Gemahlin Erzherzogs Rainer. 1873 Protektorat „Kleinkinderbewahr-anstalt und Arbeitsschule für arme Mädchen“
  • Franziska Rath (1814-1880), im Testament verfügt, dass geliehenes Kapital für die Erbauung des Krankenhauses verwendet wird. Ihr Haus Theaterplatz 5 mit Bestimmung, von Erträgnissen Stipendien an arme Badener Gymnasialschüler zu verteilen.
    1878 Ehrenbürgerin
  • Kaiserin Maria Theresia (1717-1780), besuchte ab 1747 öfter Baden; Geld für Theresienbad mit der Bedingung, dass verwundete Offiziere dieses Bad unentgeltlich benützen dürfen.
    Die erste Kurparkanlage neben dem Theresienbad erhielt den Namen „Theresiengarten“.
  • Karoline Uetz-Redl (1810-1901), vermachte Gemeinde Weikersdorf Geld;
    Ehrenbürgerin von Weikersdorf

„In Baden verewigten“ Frauen

Unter die sogenannten „in Baden verewigten“ Frauen, fallen – nicht zuletzt aufgrund des Hilde Wagener Künstlerheimes – einige Schauspielerinnen und Sängerinnen:

  • Rosa Albach-Retty (1874 – 1980), Schauspielerin
  • Jella Braun-Fernwald (+ 1965), Opern- und Konzertsängerin (Alt)
  • Vilma Degischer (1911 – 1992), Schauspielerin
  • Paula Menotti (+ 1939), Revuestar, Sängerin
  • Berta Molden (+ 1935), Gattin von Publizist Berthold Molden
  • Helene Odilon (+ 1939), Schauspielerin
  • Marika Rökk (1913 – 2004), Filmschauspielerin, Sängerin und Tänzerin
  • Lilly Stepanek (1912 – 2004), Schauspielerin

Töchter der Stadt Baden

Zu den sogenannten Töchtern der Stadt, d.h. in Baden geborene bekannte Frauen zählen:

  • Lucie Englisch (1902 – 1965), Schauspielerin
  • Mizzi Griebl (1872 – 1952), Schauspielerin und Sängerin
  • Marianne Hainisch (1839 – 1936), Frauenrechtlerin
  • Natalie von Hohenlohe-Waldenburg-Schillingfürst (1911 – 1989), zweitgeborene Tocher von Maria Henriette Erzherzogin von Österreich
  • Hertha Martin (1930 – ), Schauspielerin
  • Rosa Papier (1859 – 1932), Opernsängerin und Gesangspädagogin
  • Pia Maria Plechl (1933 – 1995), Journalistin und Autorin
  • Katharina Schratt (1853 – 1940), Schauspielerin
  • Marlene Streeruwitz (1950 – ), Schriftstellerin
    nimmt 2004 den Badener Kulturpreis nicht an, da ihn B. Ferrero-Waldner übergibt, die zu diesem Zeitpunkt als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt „wahlkämpft“
  • Elisabeth Woska (1938 -), Schauspielerin

EhrenbürgerIn Badens zu werden steht zwar in Statuten, aber letztlich gibt’s Vorschläge und ungeschriebene Gesetze.
Die derzeit lebenden Ehrenbürger bedürfen keiner Innen – es sind nur Männer:

  • Die ehem. Bürgermeister: Viktor Wallner, August Breininger
  • Die ehem. Vize-Bgm.: Hans Hesele, Franz Geiger, Fritz Koprax
  • Der ehem. Landeshauptmann: Siegfried Ludwig
  • Der ehem. Direktor der Casinos Austria: Leo Wallner
  • Der ehem. Präsident des Bundesrates: Herbert Schambeck

Am 19.03.1911 kam es zum 1. Internationalen Frauentag. In Wien haben sich an die 20.000 Frauen (und auch Männer) den öffentlichen Raum genommen.
Vom heutigen Gartenbaukino ging die Demonstration am sog. Frauenrechtstag über das Parlament zum Rathausplatz. „in Viererreihen marschiert der Zug auf der rechten Gehseite der Ringstraße…“ (Neue Freie Presse, 20. März 1911)

Was hat sich seit 1911 verändert?

Damalige Forderungen und Parolen (19.03.1911):

„Tausend Jahre Unrecht geben keine Stunde Recht“
„Der Frauenarbeit – Frauenrecht“
„Für gleiche Leistung gleiche Zahlung“
„Über sechs Millionen Frauen sind erwerbstätig, sie vermehren den Reichtum der Welt – und sind politisch rechtlos“
„Heraus mit dem Frauenwahlrecht“

  • Bereits 1910 haben 40 % der Frauen zu den Erwerbspersonen gezählt; 2009 sind es ca. 45 %
  • Die sog. Hausfrauenehe spielt zusehens eine untergeordnete Rolle;
    1951 waren noch 27 % der Ehefrauen nur haushaltsführend
    2009 sind das nur noch 10,5 %
  • 1975 mussten Frauen noch die Erlaubnis ihrer Ehemänner fragen, ob sie arbeiten gehen dürfen
  • Frauen sind heute besser ausgebildet als je zuvor
    Zwar haben (bei 25 – 64 Jährigen) immer noch mehr Frauen als Männer nur einen Pflchtschulabschluss. Aber bei Maturaabschllüssen haben Frauen (18-19) bereits Mitte der 80er Jahre ihre männlichen Schulkollegen überholt, 2008/2009 58% Maturaabschlüsse von Frauen.
    Auch an Universitäten ein ähnliches Bild: 2008/2009 56% der Studienabschlüsse von Frauen. Bei Doktoraten sind Männer noch mit 56,6% in der Überzahl.
  • Es sind so viele berufstätig wie nie zuvor
    Aber …
  • Die Bruttojahreseinkommen der unselbständig erwerbstätigen Frauen lagen im Jahr 2009 mit 17.639 Euro ca. 40 % unter dem der Männer (29.181 Euro).
    Berücksichtigt man/frau nur die ganzjährig Vollzeitbeschäftigten, dann liegen die Einkommen der Frauen (29.513 Euro) noch immer um rund 19 % unter jenen der Männer (36.597 Euro).
    In den letzten 10 Jahren gibt’s hier keine wesentlichen Veränderungen.
    2009 waren 85 % aller Teilzeitbeschäftigten weiblich.

Equal Pay Day (EPD)

(von Business & Professional Women in Leben gerufen)
[52 Wo/J x 5 AT/Wo = 260 x Unterschied in %]

Mit einem sog. Gender-Gap von 25,4 % fiel der EPD 2010 in Österreich auf den 13.04.*), d.h. 70 Tage hätten Frauen noch arbeiten müssen, um den selben Betrag wie die Männer verdient zu haben.
Anders betrachtet, haben Frauen im Jahr 2010 ab dem 29. September für ihre Arbeit bis Ende des Jahres – im Vergleich zu den Männern – kein Einkommen mehr erhalten.
*) in Deutschland auf den 26.03.2010 (Gener-Gap: 23%)

Es gibt also immer noch offene Forderungen, die Frauen laut und in aller Öffentlichkeit stellen sollen und müssen.
… Weg vom Mainstream des Malestreams

[Exkurs: Internat. Männertag: 19.11.1999 in Trinidad & Tobago eingeführt]

In der Presse: