10 Jahre frauenzimmer Baden

ZKF* - Zentrum für Kunst und feministische Forschung

 

In diesem Jahr 2024 feiert unser Verein frauenzimmer sein 10-jähriges Bestehen. Angetreten sind wir mit dem Plan, ein modernes Frauenmuseum in Baden zu eröffnen. Was in der kleinen Vorarlberger Gemeinde Hittisau Großartiges möglich ist, wollten wir im Osten Österreichs auch haben. Einen fixen Ort, wo vergessene und bewusst verschwiegene Frauen ins Rampenlicht geholt werden, damit die heutige junge Frauengeneration an diese Geschichte anknüpfen kann und erkennt, dass sie auf den Schultern von Riesinnen steht.

Im Rahmen von art.experience, heute Stadt:Kultur durften wir jedes Jahr spannende Veranstaltungen zu wichtigen feministischen Themen mit hochkarätigen Gästen erleben.

Das großartige Cinema Paradiso ermöglichte uns zweimal die Vaginamonologe aufzuführen.

Und aus einem feministischen Film zum Internationalen Frauentag ist ein wunderbares Filmfestival geworden, das sich heute über einen Monat erstreckt und neben fantastischen Filmen auch einen Theaterabend und eine Schülervorstellung zu Margarethe Ottillinger bietet.

Daneben gab es noch zahlreiche kleinere Aktionen, ich denke dabei zum Beispiel an unsere feministische Annäherung an die weihnachtliche Krippendarstellung beim Adventmarkt im Kurpark.

2019 stellten wir im Rahmen des Viertelfestivals Portraits vergessener Frauen in den Badener Schaufenstern aus; diese Portraits waren übrigens heuer auch an der PH Baden zu sehen und boten somit jungen angehenden Lehrkräften feministische Bildung.

2020 entschied sich die Stadtregierung dankenswerterweise, ein Konzept zur Erstellung eines feministischen Zentrums in Auftrag zu geben. Unser Traum schien durch diesen wichtigen Schritt erstmals wahr zu werden.

Mit der Studie beauftragt wurde Felicitas Thun-Hohenstein, die 2019 sehr erfolgreich den Österreichpavillon bei der Biennale in Venedig mit Renate Bertlmanns Kunstwerken gestaltete. Gemeinsam mit Andrea Graser und Katharina Boesch präsentierte Felicitas Thun-Hohenstein Ende März 2023 ihre Studie in Baden. Bürgermeister Szirucsek moderierte den Abend, der sehr gut besucht war und auf reges Interesse stieß. Seit unserer Gründung sind inzwischen 10 Jahre vergangen, die Welt hat sich weitergedreht. Der Begriff Museum stieß auf Widerstand, inzwischen gibt es die Erkenntnis, dass es neben Männern und Frauen auch Menschen gibt, die sich diesen beiden Kategorien nicht zuordnen. Aus einem reinen Frauenmuseum wurde so ein „Zentrum für Kunst und feministische Forschung.“ Ein idealer Ort wurde auch gefunden: die ehemaligen Stallungen des Kaiserhauses, in denen heute noch die Feuerwehr untergebracht ist. Aufgrund der immer größer werdenden Feuerwehrfahrzeuge muss die Feuerwehr diesen Ort allerdings verlassen und eine neue größere Bleibe finden. Was für eine großartige Neuaufladung des geschichtsträchtigen Kaiserhauses wäre das: ein zukunftsweisendes feministisches Zentrum!

Doch nein, es kam anders. Nachdem ich nach der Präsentation nichts mehr gehört hatte und darauf wartete, dass das Projekt im Gemeinderat diskutiert werden würde, bat ich Ende September 2023 unseren Bürgermeister um ein klärendes Gespräch. Er eröffnete mir, dass es seinerseits keine Absicht gab, den Plan weiterzuverfolgen. Und dort stehen wir jetzt.

Warum ein feministisches Zentrum in Baden Sinn machen würde, sei hier noch einmal erläutert:

Es wäre ein Alleinstellungsmerkmal für Baden gewesen, ein zukunftsträchtiges Projekt, eine große Chance für unsere Stadt, dem Biedermeier- und Kaiserimage etwas Zukunftsweisendes hinzuzufügen. Baden als Anziehungspunkt für gesellschaftspolitisch wichtige Fragen, wie wir es mit unseren demokratischen Werten halten, wie wir mit den zahllosen Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft umgehen.
Es wäre eine Möglichkeit gewesen, etwas gegen die Blasen in den sozialen Medien zu unternehmen, die weibliche und männliche Jugendliche immer weiter auseinander treiben, wie eine vom King’s College durchgeführte Studie mit alarmierenden Ergebnissen beweist.
Es wäre eine Chance gewesen, Frauen endlich zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit zu verhelfen (eine Forderung, die 1848 zum ersten Mal erhoben wurde. Wenn dieses Problem Männer treffen würde, glauben Sie wirklich, dass sie sich das gefallen lassen würden?).
Aufgabe eines feministischen Zentrums wäre es auch, in unserer angeblich so liberalen und aufgeklärten Gesellschaft homophobe Einstellungen (wie erst kürzlich bei einem Fußballmatch bei der Rapidmannschaft zu beklagen war) zu bekämpfen.
Ebenso gibt es derzeit sehr starke und wirkmächtige antifeministische und autoritäre Strömungen, gegen die wir uns unbedingt wehren müssen.

Wenn jemand die hohen Kosten, die ein solches Projekt mit sich bringen würde, anführt (das sind nicht zuletzt Frauen, die sich in schwierigen Zeiten immer besonders bescheiden geben) kann ich Ihnen nur die Lektüre des Buches „Was Männer kosten“ von Boris Heesen ans Herz legen.

Ein feministisches Zentrum, wo unsere Zukunft als demokratische Gesellschaft verhandelt wird, ist wichtiger denn je!

Wie es mit unserem Verein frauenzimmer nach diesen 10 Jahren weitergeht, steht in den Sternen.

Beate Jorda

 

Studie „ZKF* – Zentrum für Kunst und feministische Forschung“ (April 2023)

Treffende Analyse und Kommentar von Dr. Nina Schedlmayer – Artemisia.blog für Kunst und Feminismus:

Wie man Frauen hinhält, bis es ihnen reicht